Aus dem Gemeinderat 25.05.2018

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- Forsteinrichtungserneuerung
Alle 10 Jahre hat ein kommunaler Waldbesitzer wie die Gemeinde Emmingen-Liptingen die Forstwirtschaft der zehn vergangenen Jahre zu überprüfen und eine Planung für das kommende Jahrzehnt aufzustellen. Zu diesem Zweck traf sich der Gemeinderat am vergangenen Freitagmittag mit dem Leiter des Forstamtes beim Landratsamt Tuttlingen, Herrn Dr. Frieder Dinkelaker, dem zuständigen Forsteinrichter Alexander Jentsch und dem örtlichen Revierleiter Bernhard Seßler.

Zunächst ging es in den Wald um verschiedene Punkte, die wichtig sind, zu besichtigen. So ging es zum einen in einen Bestand, wo durch Wildverbiss die Tannen stark geschädigt sind. In diesem Zusammenhang wurde berichtet, dass der Wildbestand im wesentlichen gut ist, teilweise jedoch der Abschuss etwas strenger erfolgen sollte, um Verbissschäden zu vermeiden. Ansonsten würde es sich nicht vermeiden lassen, entsprechende Schutzmaßnahme chemischer Art oder durch Zäunung von Aufforstungsflächen oder Einzelpflanzen vorzunehmen. Ein weiteres Augenmerk galt der Qualität des vorhandenen Baumbestandes. Im vergangenen Jahrzehnt hat der Bestand an dickstämmigen Bäumen nochmals deutlich zugelegt. Auch der Holzvorrat ist insgesamt deutlich angewachsen. Dies wiederum bedeutet, dass die Forstwirtschaft nicht nur nachhaltig gewirtschaftet hat, sondern der Holzvorrat sogar noch deutlich angestiegen ist, was nun auch für die nächsten zehn Jahre trotz zu erhöhendem Hiebsatz gelten wird.

Dr. Dinkelaker und Alexander Jentsch führten aus, dass die Waldbewirtschaftung nachhaltig erfolgen solle. Die Gemeinde legt weiterhin sehr großen Wert auf eine pflegliche und sachkundige Bewirtschaftung. Ein gutes betriebswirtschaftliches Ergebnis und damit kontinuierliche Einnahmen aus der Waldbewirtschaftung werden seitens der Gemeinde erwartet. Das derzeit vorhandene Baumartenverhältnis von 50% Laubholz zu 50 % Nadelholz soll beibehalten werden. Die natürlich verjüngte standortsgerechte und einheimische Baumart Tanne soll dabei gefördert werden. Maßnahmen zur Wertsteigerung von Waldbeständen wie z.B. die Wertästung können im vernünftigem Rahmen durchgeführt werden. Eine wesentliche Erkenntnis galt dem Erschließungszustand: Der Gemeindewald ist demzufolge vollständig erschlossen und Neubauten von Wegen sind nicht erforderlich.

Aus ökologischer Sicht erfüllt der Wald in Emmingen-Liptingen viele wichtige Funktionen, insbesondere für den Wasser- und Bodenschutz sowie das Landschaftsbild. Der Wald ist Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten. Die Einführung eines Alt- und Totholzkonzeptes wird derzeit nicht angestrebt. Extensivierungen oder Flächenstilllegungen sind nicht geplant. Grundsätzlich werden die natürliche Verjüngung des Waldes und eine hohe Qualität der Jungbestände angestrebt. Voraussetzung hierfür sind angepasste Wildbestände.

Aus sozialer Sicht wird der Gemeindewald von Emmingen-Liptingen von der Einwohnerschaft als Erholungsraum genutzt. Erholungsschwerpunkte, auf die bei der Waldbewirtschaftung besonders Rücksicht genommen werden muss, sind allerdings nicht vorhanden. Die Bürger der Gemeinde Emmingen-Liptingen legen sehr großen Wert auf die Gestellung von Brennholz aus dem Gemeindewald. Auch in Form des Bürgernutzens. Die motormanuellen Betriebsarbeiten werden durch Forstunternehmer durchgeführt. Die Gemeinde Emmingen-Liptingen beschäftigt keine eigenen Waldarbeiter und beabsichtigt auch nicht wieder eigene Waldarbeiter zu beschäftigen. Maschinenhiebe und das Holzrücken übernehmen ebenfalls regionale Unternehmer.

Der Gemeindewald von Emmingen-Liptingen besitzt eine Holzbodenfläche von 609,2 ha und hatte in den vergangenen zehn Jahren um über 10 ha zugenommen, vorwiegend durch Zukäufe. Der Wald ist geprägt mit 45% Fichtenwäldern und ca. 42 % Buchenwäldern, wobei sich die Baumarten in den vergangenen Jahrzehnten nur geringfügig verändert haben. Ein Problem stellt derzeit sicherlich das Eschentriebsterben dar, das Auswirkungen auf diesen Baumbestand haben wird. Der Holzvorrat liegt mit 411 Vorratsfestmetern/ha (Vfm/ha) im Vergleich überdurchschnittlich hoch und hat in den vergangenen zehn Jahren um 17% zugenommen. Der Anteil an starkem Holz (Durchmesser 50 cm und mehr) stieg auf 24% des Gesamtvorrates an. Im kommenden Jahrzehnt wird mit einem Gesamtzuwachs von 59.700 Erntefestmetern (EFM) gerechnet.

Das vergangene Jahrzehnt verlief erfreulicherweise planmäßig und ohne allzu große Schäden. Der Hiebsatz mit 50.300 Erntefestmetern wurde erfüllt. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre wurde mit einem jährlichen Überschuss von über 140.000 EUR ein sehr gutes Betriebsergebnis erzielt. Die Gemeindekasse profitierte über die letzten 10 Jahre somit mit 1.400.000 EUR.

Hinsichtlich der betrieblichen Planung wurde der Hiebsatz für die nächsten zehn Jahre auf 55.000 Erntefestmeter, also 5.500 Erntefestmeter/Jahr, festgesetzt. Dabei sollen zunächst die höheren Altersklassen einer stärkeren Nutzung zugeführt werden. Die Steigerung des Hiebsatzes erfolgt unter anderem durch eine verstärkte Nutzung über Verjüngungen in hiebsreifen Fichtenalthölzern, die einen erhöhten Flächenzugang der Verjüngungsfläche beinhalten. Zur Sicherung der Nadelbaumanteile auf geeigneten Standorten sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen. Die Anbaufläche soll auf 25 ha ansteigen. Der Anbau vor allem des Nadelholzes erfolgt gezielt zur Vervollständigung bestehender Naturverjüngung

Bei einer weiterhin stabilen Holzmarktlage ist mit einem durchschnittlich steigenden Überschuss zu rechnen.

Einstimmig nahm der Gemeinderat den Vortrag zum abgelaufenen Jahrzehnt zur Kenntnis und stimmte der Planung für das kommende Jahrzehnt zu. Der Dank des Bürgermeisters galt dabei dem Leiter des Forstamtes auf dem Landratsamt in Tuttlingen Herrn Dr. Frieder Dinkelaker. Er wird im August das Landratsamt Tuttlingen verlassen und nach Donaueschingen wechseln. Dies wurde allseits bedauert. Der Dank galt aber auch Herrn Alexander Jentsch als Forsteinrichter, der dem Gemeinderat gut vermitteln konnte, wie in der Vergangenheit gewirtschaftet wurde und wie dies in der Zukunft geschehen soll. Ebenso wurde Herrn Bernhard Seßler für seine Arbeit im Gemeindewald und in den Privatwäldern gedankt.